DAS ÇAKIRHAN MUSEUM ÝN GÖKOVAÜbersetzt nach einem Essay von OKTAY EKÝNCÝAls wir von der Veranda des einstöckigen, zwischen den Tannen stehenden, kleinen, aber doch sehr wichtigen Hauses aus, durch das Fenster nach innen schauten, bemerkte er uns erst nicht. Gerade hatte er das Holz im Kamin frisch angefacht, noch waren die Flammen hoch. Vor dem Ofen stand ein Teller mit einer noch ungeschälten Orange, Äpfeln und ein Teller geknackter Wallnüsse. Sein Rakiglas stand auf dem Fußboden, auf dem Teppich in Griffnähe. Er drehte uns den Rücken zu. Die roten Flammen des Feuers streichelten sein weißes Haar. Wir klopfen an das Fensterglas, sofort dreht er sich um, lachte und war sofort auf den Beinen, um uns die Tür zu öffnen... Fast jugendlich... Eigentlich kennen wir Nail Çakýrhan seit 20 Jahren von einer Seite als immer fröhlichen Menschen und für alles offen im Leben... Am Ende von 1970 fehlten noch einige Jahre bis zu seinem 70sten Lebensjahr. Wir sind nicht mal 30. Während er in Akyaka von Sonnenaufgang bis -untergang mit den Vorarbeitern an seinen in traditioneller Weise entstehenden Bauten arbeitet, werden wir schon müde nur vom Zusehen... 1910 wurde Nail Çakýrhan geboren, ist heute also 88 Jahre. 1983 erhielt er den Aða Han Mimarlýk Ödülü (Aða Han Architektenpreis) für sein bescheidenes Haus, an dessen Seite er nun im gleichen Stiel, einstöckig, klein und in traditioneller Weise gebaut, ein 'kültür evi' (Kulturhaus) stellt. Wieder läßt er die Arbeiter nicht allein. "Sie arbeiten sehr gut, alles was ich ihnen empfehle wird erledigt", er fügt aber hinzu: "Trotzdem stehe ich dabei; denn da meine Augen Schwierigkeiten beim Zeichen des Projekts haben, erkläre ich es..." DER ÇAKIRHAN ORTSTEÝL In der Provinz Muðla und dem Kreis Ula angeschlossen liegt Akyaka, das direkt am Anfang des Golf von Gökova früher als eski iskele köyü (Dorf der alten Anlegestelle) bekannt war. Nun ist es unversehens eine Kleinstadt geworden... Auf der Hauptstraße in Richtung Hafen hat die Stadtverwaltung von Akyaka die Straße, die nach unten zum preisgekrönten Çakýrhan-Haus führt, "Nail Çakýrhan Sokaðý" (Nail Çakýrhan Straße) genannt. Das Schild wurde am Stamm eines schönen Baumes aufgehängt. Als ich das Straßenschild und die Straße fotografierte, kam mir der Gedanke "Ist das wirklich schon alles". Es besteht ein 'Unterschied' zwischen Akyaka mit diesem 'Wunderhaus', das im Einklang mit der 'Natur und Architektur' steht und anderen Küstenstädtchen und der sollte aufgezeigt werden... Weil in keiner anderen unserer Städte soviel 'neu erbaute' Schönheit zu beobachten ist, wie Çakýrhan sie erreicht hat, in seiner 20 jährigen Liebe zur Architektur für 'Mensch und Umwelt '. Es gibt immer wieder welche, die sagen 'Diese Häuser sind Nachahmungen der alten, nicht zeitgenössisch'; aber viele diplomierte Architekten, die beklagen, was aus den 'Orten am Meer' geworden ist, betrachten solche Äußerungen nicht als gültig und seriös. Selbst daß Çakýrhan keine Architektenausbildung hatte, ändert nichts daran, bedenkt man, daß er für den Ort Akyaka seine unvergeßliche Handschrift hier als eine Erinnerung hinterläßt. Nail Çakýrhan hat in den letzten 20 Jahren etwa 20 Häuser in Akyaka gebaut, die alle den gleichen 'Çakýrhan Stil' tragen. Nicht Eines davon ist dem Anderen gleich, aber 'sie gleichen einander' und das ist in der Architektur wichtig. Das heutige charakteristische Bild von Akyaka zeigt all die Mühen und Sorgfalt, die Nail Çakýrhan anwandte... Aus diesem Grund eben, nämlich, daß Akyaka sich in einem einheitlichen 'Bebauungsbild' zeigt, und nicht wie viele andere Städte am Meer nur Beton vorweist, rechtfertigt es, daß an der Gökova Bucht mitten im Grünen, wo Akyaka wie eine Blume im Wald blüht, nicht nur ein Straßenschild an Nail Çakýrhan erinnert. Mir kommt der Gedanke, daß eigentlich ganz Akyaka Çakýrhan heißen sollte, zumindest aber müßte der Stadtteil, in dem sich sein Haus befindet, 'Nail Çakýrhan Mahallesi' ('Nail Çakýrhan Wohnviertel') genannt werden. So könnte die Wahrheit auch den Generationen nach uns vermittelt werden... KUNST- UND KULTURHAUS Nail Çakýrhan, der durch seine außergewöhnliche Architektur den Reichtum der Handwerkskunst der Mugla und Ula Region aufzeigt, begann nun auch noch mit seinen 88 Jahren mit einer neuen Arbeit , um sein Erbe kommenden Generationen zu hinterlassen. Im Garten des preisgekrönten Hauses entstand ein neuer, kleiner Bau, aber im gleichen Stil. Eigentlich sollte es 'Çakýrhan Müzesi' (Çakýrhans Museum) werden, aber daraus wurde dann das 'kültür ve sanat evi' (Kunst- und Kulturhaus). Aus diesem Grund wurde mit der 'Gökova-Akyaka'yý Sevenler Derneði' (Verein zur Verschönerung und Erhaltung von Akyaka) eine dahingehende Vereinbarung getroffen. Das Museum und sein an die Straße gebauter Eingang, geben nun dem ganzen einstöckigen, kleinen Komplex einen guten Abschluß und stehen dem Verein zur Verfügung. So wie die Regierung Wälder oder schützenswerte Gebiete an mehrsternige Touristengesellschaften freigibt, kann Nail Çakýrhan sein Museum auch an einen Verein geben, der eben diese Gebiete und Wälder schützt . Ich denke, wenn man das alles sieht und dazu Çakýrhans 'Architektur-Liebe' kennt, wäre es schön, wenn der Verein in Gökova und die Architektenkammer Mugla alles gemeinsam verwalten könnte. Als Nail Çakýrhan 1983 seinen Preis erhielt, sind einige akademische Architekten dagegen angegangen und haben dem damaligen Staatspräsidenten Kenan Evren hierzu Nachrichten wie diese geschickt: 'Der Mann ist Kommunist, geben Sie ihm nicht den Aða-Khan-Preis'. Nail Çakýrhan hielt das für eine verbreitete Meinung in der Architektenkammer und unser Verhältnis war deswegen etwas getrübt. Wie auch immer, im Laufe der Jahre haben die meisten Kollegen, die von dieser Sache hörten, mit den leitenden Angestellten der Kammer das Verhältnis wieder hergestellt. Ebenfalls wollte die Architekten-Kammer 1992 Nail Çakýrhan den 'Mimarlýða Katký Ödülü' (Ein Preis für bedeutende Beiträge zur Architektur) geben, da er ja gesetzlich kein Mitglied sein kann, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt und damit als Architekt in der Türkei angesehen... Und dann haben wohl die Architekten noch eine Aufgabe. Nämlich Anspruch zu erheben auf das Çakýrhan Museum in Akyaka. Denn dort wird 'den Menschen, der Natur, der Umwelt ,der Kultur und Architektur Hochachtung' entgegengebracht, die nicht nur in den Erinnerungen sein soll, sondern auch in unsere Zukunft reichen muß.
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