Halet Çambel
* 27.
August 1916 in Berlin
Halet
Çambel ist wohl die bekannteste türkische Archäologin überhaupt. Sie
zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Forschung für Ur- und
Frühgeschichte und gilt als erste ihres Fachs in der Türkei.
Halet wird als drittes Kind des Ehepaares
Hasan Cemil Çambel und Remziye Çambel geboren. Ihre Mutter, Remziye Hanım,
ist die Tochter des ehemaligen Großwesirs und derzeitigem türkischen
Botschafters, Ibrahim Hakkı Paşa, in Berlin. Ihr Vater, Hasan Cemil Bey, ist
türkischer Militärattaché in Deutschland und ein guter Freund Atatürks. Nach
dem ersten Weltkrieg lebt die Familie einige Jahre in der Schweiz, in
Österreich und in Tirol. Aufgrund der Besetzung des Osmanischen Reiches nach
Kriegsende und nach dem Vertrag von Sèvres kann die Familie erst nach der
Gründung der Republik in die Türkei zurückkehren.
Das kleine Mädchen und seine Geschwister
Perihan, Leyla und Bülent wachsen in einem kultivierten und für damalige
Zeiten, liberalen Umfeld auf. Die Nähe des Vaters zu Atatürk, der die
feudalistische Osmanenherrschaft in der Türkei für immer beendet und das
Land in eine westlich orientierte, laizistische und demokratische Republik
umwandelt, prägt auch das Familienleben der Çambels. Halet wird eine
kosmopolitische, mehrsprachige und tolerante Frau werden.
Halet Çambel erinnert sich:
"Ich bin in Berlin geboren und habe dort
gelebt. Mein Vater war Militärattaché an der deutschen Botschaft in Berlin.
Mein Vater konnte nicht zurückkommen, weil hier ja die Besatzung war. So
mußte die Familie warten, bis hier die Republik erklärt wurde. So kamen wir
zurück 1923/24. Wie wir zurückkamen, war ich acht Jahre alt. Und wir waren
schockiert von den schwarz gewandeten Frauen, die uns auch zuhause
besuchten. Meine Schwester und ich sind zu meiner Mutter gegangen und haben
gesagt: Wir wollen hier nicht bleiben, wir wollen zurück nach Meran."
Die Kultur ist ihr fremd, die Religion zu
anders. Die strenge Trennung von Staat und Religion verdanken die Türken
Mustafa Kemal Atatürk, dem Staatsgründer von 1923. Als einer der ersten
treibt Atatürk die Verwestlichung seines Landes voran. Die Scharia, das
islamische Rechtssystem, ersetzt er durch eine europäisch geprägte
Rechtsordnung, und das arabische Alphabet durch lateinische Buchstaben, eine
neue Kleiderordnung führt zum allmählichen Verschwinden der 'schwarzen
Tanten' aus Halet's frühen Erinnerungen.
Halet Çambel ist eine der letzten Augenzeuginnen der
Revolution Mustafa Kemal Atatürks:
"Dann
wurde das lateinische Alphabet eingeführt, was für uns eine glückselige
Sache war, denn für die alte türkische Schrift brauchte man sechs Jahre, um
sie zu lernen. Dann kam die Sache mit den Schulen. Es wurden Kurse in der
neuen Schrift gehalten für diejenigen, die nicht lesen und schreiben
konnten. Und dann konnte man hier vor der Schule beobachten, wie kleine
Mädchen ihre Großeltern an der Hand in die Schule führten um zu lernen."
Sie selber absolviert die Mittel- und
Sekundarstufe auf dem Mädchengymnasium in Arnavutköy, wo ihre Familie ein
geräumiges Köşk (Form einer Villa) aus rotem Holz am Bosporus bezieht. Das
heißt, sie lag einmal direkt am Wasser, jetzt trennt sie eine laute
Schnellstrasse vom Ufer.
Halet Çambel wohnt noch heute dort. Eine
breite Treppe führt in das obere Stockwerk. Auf den Treppenstufen stapeln
sich Bücher und Zeitungen, in den Zimmern und Fluren Mahagonimöbel,
verblichene japanische Raumteiler und andere Mitbringsel einer weit
gereisten, polyglotten Familie. Seit dem Wohnortwechsel in diesen Stadtteil
1930 beginnt Çambel auch, auf dem nahe gelegenen englischsprachigen
Robert-College Fechtsport zu trainieren. Sie ist eine der ersten türkischen
Frauen bei Olympischen Spielen, als sie im Jahre 1936 in Berlin als
Fechterin antrat. Das bringt eine ungewöhnliche Wendung in ihr Leben.
Çambel muß schmunzeln:
"Es war während eines Frankreichaufenthalts.
Ich sollte eigentlich nach Istanbul zurückkommen, aber dann hieß es, ich
solle nach Budapest kommen, wir würden zur Olympiade nach Berlin fahren. Wir
hatten als Betreuerin ein deutsches Mädchen, eine Schwimmerin. Die sagte zu
uns: Ich stelle euch Hitler vor. Aber wir haben nur gesagt: Lassen Sie das
mal bleiben."
Das Abenteuer Olympia 1936 endete für die
Fechterinnen aus der Türkei ohne Medaillen. Aber die jungen Mädchen hatten
der Welt allein durch ihre Teilnahme eine Vorstellung davon gegeben, wie
sehr sich das Land gewandelt hatte.
Halet
Çambel widmet sich fortan ihrer akademischen
Karriere. An der Pariser Sorbonne studiert sie Archäologie sowie
Vorderasiatische Sprachen (Hethitisch, Assyrisch, Hebräisch), Fächer, die in
dieser Zeit in der Türkei von deutschen Gelehrten geprägt war. Ihr kommt
während ihres Studiums und auch später im Berufsleben das Beispiel und die
Nähe zur deutschen Kultur zugute:
"Wie mein Vater ein junger Offizier war, ist
er nach Deutschland zur Ausbildung geschickt worden. Und da hat der
Stabslehrer in Berlin gesagt: Meine Herren, erst werden sie lernen die
Bleistifte zu spitzen. Denn wenn sie auf der Karte den Punkt mit einem
stumpfen Bleistift setzen, dann geht der Schuß daneben. Die mußten eine
Woche lang Bleistifte spitzen. Das sind die Dinge, die man lernen muß, die
Akribie in der Arbeit."
Nach ihrer Rückkehr in die Türkei heiratet
sie den sechs Jahre älteren, bekannten Dichter und späteren Architekten Nail
Çakırhan, mit dem sie fast 70 Jahre lang in ihrem Elterhaus in Istanbul
lebt.
Nail Çakırhan
verstarb vor kurzem, im Oktober 2008. Ihre Familie ist gegen die Verbindung
mit einem kommunistischen Dichter; die beiden heiraten heimlich und ihre
Beziehung wird mit der Zeit zum Symbol für eine tolerante, respektvolle und
schaffensreiche Ehe. Kinder wollen die beiden nicht, ihr Leben ist
ausgefüllt, reich und bewegt. Halet Çambel hat eine
akademische Karriere hinter sich, die viel erzählt von der Tradition
türkisch-deutscher Zusammenarbeit, von der Geschichte der noch jungen
türkischen Republik und von dem Leben einer modernen Frau in der Türkei.
1940 beginnt sie in der Istanbuler Fakultät
für Literatur als Assistentin zu arbeiten und erwirbt dort den Doktortitel.
Danach ist sie an der Universität Saarbrücken als Gastdozentin tätig.
"Ich hätte gern mehr
Zeit gehabt. Ich bin ja von der Universität gleich ins Berufsleben. Dann
diese Bürokratie. Der Mangel an Zeit, etwas anderes zu machen."
Anfang
der 1950er Jahre beeinflussen die neuen Funde der
antiken Hethiter-Stadt Karatepe in der Nähe
von Kadirli, in der Provinz Osmaniye, ihre Karriere maßgebend. Anfänglich
Schülerin des deutschen Professors
Helmuth Theodor Bossert, wirkt sie an
dem Projekt Karatepe-Aslantaş und an der weiteren Erforschung der
hethitischen Sprache bedeutend mit. Weiterhin arbeitet sie sehr eng mit Kurt
Bittel, dem späteren Präsidenten des Deutschen Archäologischen Institutes
zusammen. Halet Çambel übernimmt 1960 den Lehrstuhl für Prähistorie an der
Universität Istanbul. Sie erhält zahlreiche Ehrungen, darunter den
Ehrendoktor der Eberhard Karls Universität Tübingen, den
Prince Claus Award; auch ist sie Mitglied des
Deutschen Archäologischen Instituts.
Einen Eindruck von der Pionierleistung und
von der Vorbildfunktion, die Halet Çambel für ganze Generationen von
Studenten hat, mag ein Zitat der dänisch-deutschen Ethnologin Ulla Johansen
vermitteln. Çambel und Bahadır Alım, ein weiterer ehemaliger Schüler von
Bossert, hatten Johansen 1957 in unorthodoxer Weise geholfen, Kontakte mit
den nomadischen Aydınlı für ihre Feldforschungen zu knüpfen:
"Halet
und Bahadır fühlten sich verpflichtet, während der 4-5 jährlichen
Grabungsmonate die Kinder des nahe gelegenen Dorfes, aus dem auch ihre
Arbeiter kamen, täglich drei Stunden zu unterrichten, denn es gab zu jener
Zeit in den entlegenen kleinen Dörfern Südost-Anatoliens noch keine Schulen.
Ebenso führten sie eine gesundheitliche Betreuung der Dorfbewohner durch.
Viele Bauern kamen deshalb auch aus dem weiteren Umkreis auf die Grabung.
Obwohl sie eine nur knapp vierzigjährige und gut aussehende Frau war, wurde
Halet von den Bauern allgemein respektiert. Daß sie nie in zweideutige
Situationen kam, lag an ihrem Auftreten: Sie trug bequeme Hosen und
schlichte, hochgeschlossene Blusen, die ihre Oberarme voll bedeckten, dazu
eine männlich wirkende Schirmmütze über dem kurzen Haarschnitt. Sie sagte
den Bauern stets geradeheraus und unprätentiös, was sie meinte und
beabsichtigte. Ich habe in der Folgezeit Halet kopiert und ebenfalls - im
Gegensatz zu dem, was mir vorher über die männlichen Türken prophezeit
worden war - auf dem Lande nie auch nur Anzüglichkeiten hören müssen."
In
den fünfziger Jahren folgt Nail Çakırhan seiner Frau nach Adana Karatepe.
Die bisher ausgegrabenen Artefakte benötigen einen weiten überdachten
Aufbewahrungsplatz, wo sie restauriert, geschützt und ausgestellt werden
können. Die Arbeiten sind von einem Bauunternehmer begonnen, aber dann
verlassen worden, einen neuen hatte man nicht gefunden. Das vom Architekten
Turgut Cansever entworfene Projekt wird in Nail Çakırhan's Hände gelegt,
gemeinsam vollenden sie schließlich das Projekt mit großem Erfolg. Das erste
türkische Freiluftmuseum ist entstanden und mit ihm das erste große
überdachte Bauwerk aus Sichtbeton. Dabei konnte es nicht bleiben, es folgt
die Errichtung des Grabungshauses, der Polizeiwache, der
Forstverwaltungsgebäude und Schulen in der Region. Diese Schaffensperiode
ist symbolisch für die Beziehung dieses loyalen und patriotischen Paares,
Nail Çakırhan und Halet Çambel, die trotz verschiedenster Hinderungsversuche
in jeder Phase ihres Lebens Administratoren, Kollegen und Leute ihrer
Umgebung zu erfolgreicher Zusammenarbeit anregten.
Doch während das Schaffen am Karatepe für
ihren Mann eine wahre Herausforderung und der Grundstein für eine neue
Karriere als späterer sogar preisgekrönter Architekt ist, wird sich Halet
nie wieder von dieser Ausgrabung, ihrer Lebensaufgabe, lösen.
Mittlerweile steht neben dem ursprünglichen
Freilichtmuseum auch ein Museumsgebäude, das die empfindlicheren Artefakte
schützt, die Ausstellung wurde selbstverständlich von ihr persönlich
gestaltet. Ein wunderbarer großer Bildband zeugt vom Schaffen eines halben
Jahrhunderts. Das Buch, das sie zusammen mit einer jungen Kollegin
herausbrachte, faßt die Ergebnisse der jahrzehntelangen Forschungen am
Karatepe- Aslantaş zusammen und enthält neben der
Dokumentation der Entdeckung und Konservierung der Torbauten einen
ausführlichen, kommentierten Katalog der Bildwerke sowie ikonographische
Untersuchungen zu den dargestellten Figuren und Szenen.
Die
'Bibliotheca Orientalis' beschreibt das Buch wie folgt:
"… Halet Çambel und Asli Özizyar [haben]
einen umfangreichen Text- und Bildband zur Endpublikation der Bildwerke
vorgelegt. Der Band liefert neben einer detaillierten und reich bebilderten
Studie zu Stil und Ikonographie der einzelnen Bildwerke auch die Geschichte
ihrer Restaurierung und Konservierung, die zugleich die Geschichte der
Entstehung eines Freilichtmuseums aus dem Karatepe- Aslantaş
ist. … Das Buch … stellt ohne Zweifel eine der wichtigsten Neuerscheinung
auf dem Gebiet späthethitischer Forschungen dar. Es bietet Zugang zu einem
in beispielhafter wissenschaftlicher Bearbeitung und bestechender
Druckqualität präsentierten Bildmaterial, das zu einer intensiven …
Diskussion auffordert."
Auf die Frage, warum sie trotz ihres Alters
noch immer die Mühe auf sich nimmt, jedes Jahr bis zu sechs Monate auf dem
Karatepe zu verbringen, antwortet sie auf ihre typische klare und knappe
Art:
"Ich habe diese Arbeit vor über fünfzig Jahren
angefangen, ich werde nicht aufhören, bevor ich sie beendet habe."
Foto:
Barış Bil / www.tuba.gov.tr
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'Beendet'
wird die Arbeit im Moment von Halet persönlich und einem vertrauten und ihr
schon jahrelang zur Seite stehenden jüngeren Kollegen, Murat Akman. Sie haben die große Aufgabe begonnen, ein halbes Jahrhundert der Arbeiten an den
Karatepe Ausgrabungen zu archivieren. Auch jetzt, während der Entstehung
dieses Artikels sortiert und bewertet Halet an ihrem Arbeitsplatz in Aslantaş,
mit der ihr eigenen fast 'preußischen' Disziplin und Akribie
Dokumente.
Die "Akribie in der Arbeit" soll nach dem
Willen von Professorin Çambel auch künftig in der roten Holzvilla am
Bosporusufer gelehrt werden. Das Paar hat sein Haus der Bosporus-Universität
vermacht. Dereinst soll hier ein Institut für Archäologie und Traditionelle
Architektur einziehen. Es wird den Namen Halet Çambel's tragen.
Fotoğraf: Barış Bil / www.tuba.gov.tr
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Halet Çambel starb am 12.01.2014 und
fand ihre letzte Ruhe and der Seite ihres Mannes Nail Çakırhan auf dem
Friedhof in Akyaka
Zusammengestellt und geschrieben von: Bahar
Suseven
Redigiert von:
Halet Çambel
Einige Ergänzungen zum Text:
Karatepe-Aslantaş Azatiwatas
Der Karatepe-Aslantaş ist eine Grenzburg aus
späthethitischer Zeit (um 700 v. Chr.) in den südlichen Ausläufern des
Taurusgebirges. Die Bildwerke und Inschriften von Karatepe-Aslantaş befanden
sich ehemals in zwei monumentalen Torbauten im nordöstlichen und
südwestlichen Bereich der Burgmauer.
Karatepe war die landschaftlich reizvoll
gelegene Sommerresidenz eines späthethitischen Kleinfürsten.
Zunächst auf der vierspurigen Autobahn bis
Osmaniye (85 km östlich von Adana); in Ortsmitte von Osmaniye abzweigen in
Richtung Kadirli, nach wenigen Kilometern nordostwärts 26 km bis Karatepe
(ausgeschildert).
Der Ausflug nach Karatepe (= Schwarzer Hügel)
gehört zu den Höhepunkten im ebenen Kilikien. Das Gebiet um die erst 1946
entdeckten Ruinen wurde als ›historischer‹ Nationalpark ausgewiesen
Foto:
Barış Bil / www.tuba.gov.tr
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(Karatepe-Aslantaş Milli Parkı) - ein Waldgebiet (Kiefern, Eichen), das die
hethitische Festung Domuztepe (Schweinehügel) und den Ceyhan-Stausee
miteinbezieht. Wie alle Nationalparks ist auch dieser ein beliebtes
Erholungsareal (Picknick, Angeln).
Auf dem Weg zum Karatepe durchfährt man weite
Baumwollfelder, die vom Ceyhan-Fluss bewässert werden.
Auf der Anreise kann man 13 km vor Karatepe
die Ruinen von Hierapolis Kastabala (heute Bodrumkale) besichtigen, der
Hauptstadt des gleichnamigen Priesterfürstentums im 1. Jh. v. Chr. Hier
findet man Reste der alten Kolonnadenstraße, die von der mittelalterlichen
Burg überragt werden.
Geschichte
Der seit 1933 an der Universität Istanbul
lehrende deutsche Archäologe Hellmuth Bossert entdeckte 1946 die
überwachsenen Ruinen der späthethitischen Residenz, die er in den folgenden
Jahren zusammen mit türkischen Kollegen, vor allem Halet Çambel, freilegte.
Der wichtigste Fund war eine Bilingue, eine über mehrere Platten laufende
zweisprachige Inschrift in phönizischer Schrift und hethitischen
Hieroglyphen, welche die endgültige Entzifferung des Hethitischen
ermöglichte.
Der Hügel war spätestens seit dem Untergang
des Hethitischen Großreichs (um 1200 v. Chr.) besiedelt. In der zweiten
Hälfte des 8. Jh.v. Chr. ließ sich hier Asitawatas, der Herrscher über
Kizzuwatna, eines der kleinen späthethitischen Reiche, seine Sommerresidenz
errichten. Anfang des 7. Jh.v.Chr. wurde das Königreich von den Assyrern
erobert und die Residenz zerstört.
Die Anlage umfaßte einen heute stark
zerstörten Palast auf dem Gipfel, der von einer 1000 m langen Mauer umgeben
war. Wieder aufgerichtet wurden vor allem die mit Reliefs und Hieroglyphen
geschmückten Steinplatten (Orthostaten) der Toranlagen im Süden und Norden.
Sie sind deshalb einzigartig, weil sie im Unterschied zu allen anderen
hethitischen Denkmälern ein weniger kriegerisches, eher heiteres Bild
vermitteln: So sitzt der etwas dickliche Lokalfürst gemütlich beim Mahl, von
Musikanten unterhalten, während seine Diener ihm kühle Luft zuwedeln oder
Speisen und Getränke herantragen. Ein Äffchen hockt unter dem Tisch.
Einmalig im Hethitischen sind Bilder einer stehenden Mutter, die ihrem
ebenfalls stehenden Kind die Brust gibt, und ein Schiff mit Kapitän und
Ruderern. Natürlich fehlen auch typisch hethitische Motive nicht: Löwen,
Sphinxen (stark zerstört), Krieger und Jagdszenen. Die Hieroglyphen
berichten, daß Asitawatas und sein Volk zwar »stets in Glück und Wohlstand«
lebten, aber der König auch aufsässige Bewohner aus der Gegend von Adana an
die Ostgrenze deportieren ließ (eine schon bei den Großkönigen beliebte
›Befriedungsmethode‹).
Besichtigung
Vom Wärter- und Grabungshaus beim Parkplatz
aus werden Besucher begleitet. Zunächst führt der Weg auf den Hügel zum
Südeingang, wo auf der linken (westlichen) Seite Asitawatas beim Mahl zu
sehen ist. Vor dem mit einem Innenhof versehenen Eingang wachten steinerne
Löwen (beim Nordtor erhalten). Auf dem einstigen Palastgelände steht die
Statue Asitawatas'. Man geht nun bergab zum Nordtor, wo links die
Orthostaten mit der Schiffsdarstellung und die Mutter-Kind-Szene stehen.
Auffallend sind insgesamt Einflüsse aus dem assyrischen und phönizischen
Raum (Flügel- und Mischwesen), die auch durch die hier vorhandenen
Steintafeln mit phönizischer Schrift deutlich werden. Die Augen der Löwen
waren mit weißer Glaspaste eingelegt. Der Rundweg führt am Fuß des Hügels
zurück zum Wärter- und Aufenthaltsraum.
Praktische Hinweise
Mittlerweile darf man im Freilichtmuseum von
Karatepe fotografieren. Das Museumsgelände ist zwischen 12–13 Uhr und nach
17.00 Uhr geschlossen, manchmal kommt einer der Wärter aber auch früher.
Getränke sollte man mitbringen, nach Voranmeldung wird eventuell Tee
gekocht.
Der Prince Claus Award wird seit 1997
jährlich von der „Prinz-Claus-Stiftung für Kultur und Entwicklung“
verliehen. Mit ihm werden Personen und Organisationen geehrt, die sich in
besonderer Weise in der zeitgenössischen Kultur hervorgetan haben.
Er ist nach Prinz Claus, dem Ehemann von
Königin Beatrix der Niederlande benannt. Es wird ein mit 100.000 Euro
dotierter Hauptpreis vergeben; zusätzlich erhalten bis zu 10 weitere
Laureaten Preise in Höhe von jeweils 25.000 Euro.
2004
Hauptpreis: Mahmoud Darwish
Weitere Preisträger: Javad El-Assadi, Tin Moe,
Ivaldo Bertazzo, Bhutan Archery Federation, Halet Çambel,
Omara Khaan Massoudi, Memoria Abierta, Far'rokh Ghasim, Aminata Traoré
Helmuth Theodor
Bossert (1889-1961)
Der Kunsthistoriker und
Archäologe Helmuth Theodor Bossert widmete sich ab 1930 der
Entschlüsselung der
hethitischen Hieroglyphen. Bereits 1932 veröffentlichte er einen
einleitenden Band zu dieser Thematik. 1934 nahm er eine Professur für
Altanatolische Sprache und Kultur an der Universität in Istanbul an. 1946/47
- auf einer seiner vielen Reisen durch Anatolien - entdeckte er zusammen
mit Halet Çambel die späthethitischen Ruinen in Karatepe oberhalb
von Adana. Die dort gefundenen zweisprachigen Inschriften führten
schließlich zur endgültigen Entschlüsselung der hethitischen Hieroglyphen.
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