ÇAKIRHANS ARCHÝTEKTURÜbersetzt nach einem Essay von ERTUÐRUL ALDAÐAls unsere traditionelle Architektur mit dem Beton vernichtet zu werden drohte, wurde in Gökova ein leuchtende Stern, der dieser Vernichtung Einhalt gebot. Vom Beamten bis zum Architekten ist Beton zu einem Symbol zeitgenössischer Architektur geworden, unserer traditionellen Architektur wurde 'Aufwiedersehen' gesagt. Çakýrhan wollte von seinen Meistern aus Ula ein traditionelles Haus gebaut haben. Seine Vorarbeiter waren ganz erstaunt darüber, weil jeder ein Betonhaus wollte. Natürlich hatten auch sie mühsam das Bauen eines Betonhauses gelernt. Daß sie nun ein Haus bauen konnten, daß sie vom Baustil her kannten, freute sie sehr. Vielleicht sollte es das letzte Mal sein. Sie waren sehr begeistert und konnten in kurzer Zeit ein 'Ula-Haus' fertig stellen, in das sie ihr ganzes Können legten. Aber was für eine Freude war das für sie: Aus alten Ulahäusern und Ställen zusammengesammelte, dem Verfall überlassene Fensterdeckel, Holzschnitzereiarbeiten und mit hundertjährigen Blütendesign geschmückte Schranktüren wurden zusammen mit neuem Holz in alter Weise zusammengefügt. Öffnen wir den Schrank neben dem Ofen, so erblicken wir ein Bad. Aus der geschlossenen Diele geht man in eine offene, die uns einen freien Blick auf das zu unseren Füßen liegende türkisfarbene Meer von Gökova gibt. Wenn wir einmal von der achteckigen Decke absehen, ist dies eine Bank mitten im grünen Pinienwald. Ein bißchen in den Feuerschein des Kamins, ein bißchen in den Wald schauend, ein bißchen auf einem Teppich sitzend in der offenen Diele, Bücher lesend, etwas zeichnend, aber leider nicht mehr so wie in den zurückliegenden Jahren wunderbare Gedichte schreibend, ein ständig für die traditionelle Architektur kämpfender Mann, so sehen wir Nail Çakýrhan... In einer Zeit der Abkehr von der überlieferten Architektur, erschuf er diese Anmut, erhielt in kurzer Zeit den Aða Han Architektenpreis und brachte so die Tradition aus schwerer Bedrängnis wieder als frische Blume auf unseren Planeten zurück. Obwohl dieser Baustil schon lange verblaßt und rissig geworden ist, hat Çakýrhan durch seine Wiederbelebung die Überlieferungen geehrt. Die schon längst in Vergessenheit geratene traditionelle Architektur hat er wieder zum Leben erweckt. Warum nennen wir die Häuser in Gökova, die seine Unterschrift tragen "Çakýrhan Mimarisi" (Çakýrhan Baustil): Çakýrhan hat die überlieferte Bauweise von neuem wieder entstehen lassen. Çakýrhan, der in Ulahäusern aufwuchs, hat seine Sehnsucht hier erfüllt. Der Mittelpunkt seiner Kindheit spiegelte sich in diesen Häusern wieder, in diesem Zimmer, mit dem türkisfarbenen Schrank, mit den Kochkünsten seiner Mutter, deren Geschmack er heute noch erinnert, mit seinem Zuhause, seinem Ula, seiner Zugehörigkeit zu seinem Land, niemals hat er das vergessen... Und gerade weil er vor Jahren sein Land verließ und seine Erinnerungen wieder finden möchte, sein Zimmer der Kindheit, die Häuser, die viele Jahre zuvor durch einen Brand verschwanden, diese möchte er wieder neu erstellen... Und er ist immer noch auf der Suche!...Mit 88 zeigte er diese begeisterte Suche bei dem Bau des Çakýrhan Museums. Sein Wunsch und eine tiefe Sehnsucht waren es, den Nachlaß seiner Mutter dort auszustellen. Ohne die Sehnsucht, die Ästhetik und die Begeisterung für die Freiheit in der Architektur Nail Çakýrhan's, würden der Tradition nachempfundene Bauten wie eine billige Kopie wirken... ERTUÐRUL ALDAÐ Diplom Architekt
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