Eurasischer
Fischotter (Lutra lutra)
Allgemeines:
Der Fischotter (Lutra
lutra) kommt, ausgenommen in İsland, in Europa, in den nordafrikanischen Staaten
Algerien, Marokko, Tunesien und in weiten Teilen Asiens bis nach Japan, Sumatra
und Java vor.
Er fehlt in diesem enormen
Verbreitungsgebiet nur in den Extremregionen wie Wüsten, Steppen und im
Hochgebirgen.
Die nördliche
Verbreitungsgrenze bildet der Polarkreis. Bis jetzt wurden 10 Subspezies
beschrieben, man erwartet jedoch, vor allem aus dem Gebiet der ehemaligen
Sowjetunion, noch weitere, bis jetzt unbekannte Unterarten.
Steckbrief:
Der
Fischotter ist ein typischer Vertreter der Wassermarder. Sein Fell ist auf der
Oberseite glänzend braun und auf der Unterseite etwas heller.
Aufgrund der fehlenden subkutanen Fettschicht besitzt der Fischotter, im
Gegensatz zu anderen am Land lebenden Säugern, ein sehr dichtes, am ganzen
Körper gleichlanges Haarkleid. Es besteht aus kurzen straffen Grannen und einer
seidenweichen Unterwolle, die mit Luftkammern gefüllt ist. Diese Eigenschaften
machen sein Fell auch sehr wertvoll für die Pelzindustrie. Es zählt zu den
qualitativ hochwertigsten und strapazierfähigsten Bälgen.
Sein stromlinienförmig und muskulös gebauter Körper ist länglich gestreckt mit
einem ebenfalls muskulösen Schwanz, der sich allmählich verjüngt.
Der Schädel des Otters ist kurz abgeflacht und endet in einer runden Schnauze,
an deren Oberlippe sich viele Tasthaare, so genannte Vibrissen,
(=Ferntastorgane) befinden. Der Schädelkochen selbst ist jedoch relativ dünn und
anfällig für Schläge und Stürze. Der kurze aber kräftige Kiefer wirkt wie eine
Brechschere aufgrund der ineinander verhakten Kiefergelenke.
Vibrissen befinden sich nicht nur an der Oberlippe. Ein bis zwei sind an den
Schläfen zwischen Augen und Ohren, und weitere an den Oberschenkeln der
Vorderbeine zu finden, wo sie in mächtige Nervenstränge inserieren.
Diese Ferntastorgane leisten ihm wahrscheinlich große Dienste bei der
Orientierung und Bejagung seiner Beute im trüben Wasser, da Nasen und Ohren beim
Abtauchen geschlossen werden.
Das Ergebnis entsprach den
Erwartungen. Die Erfolgsquote lag beim Otter ohne Vibrissen bis zu sechsmal
niedriger, wenn sie nicht gar erfolglos aufgaben, als bei dem Otter mit
Ferntastorganen.
Die kurzen Beine enden in breiten Pfoten mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern
und Zehen, die alle mit Krallen versehen sind.
Sein Körper ist durch eine enorme Elastizität gekennzeichnet. Beim schnellen
Schwimmen werden die Vorderpfoten an den Vorderkörper angelegt, und durch
Wellenbewegungen des Rumpfes und Schwanzes werden Geschwindigkeiten bis zu 12
km/h erzielt, was bei einer Tauchzeit von 1er Minute einer Strecke von ca. 200 m
entspricht.
An Land bewegt sich der Otter stets mit gekrümmtem Rücken etwas schwerfälliger,
kann es aber über kurze Strecken mit einem Menschen aufnehmen.
Obwohl der Otter eine semiaquatische Lebensweise führt, und er seine Beute
tauchend aufspürt und bejagt, besitzt er eine überraschend geringe
Lungenkapazität.
Die Tauchzeiten bewegen sich zwischen 1er bis maximal 5 Minuten, wobei er
Sauerstoffverbrauch und Herzschlag zu drosseln vermag. Laut Untersuchungen wird
jedoch die Tauchzeit von einer Minute kaum überschritten, wobei erfolgreiche
Tauchgänge kürzer als nicht erfolgreiche sind.
Männchen sind eindeutig größer und erreichen eine Körperlänge von 120 cm und
noch etwas mehr, mit einem Gewicht von ca. 14 kg, wobei der Durchschnitt jedoch
bei 11 kg liegt.
Weibchen hingegen sind eindeutig kleiner mit einem Maximalgewicht von 12,5 kg
und einem Durchschnittsgewicht von 7,5 kg.
Die Paarung findet entweder im Wasser oder an Land statt.
İst das Weibchen trächtig, sucht sie sich eine Geburtshöhle, die eine gewisse
Sicherheit kennzeichnet. Diese Höhle wird dann mit Gras und anderer Vegetation
ausgepolstert.
İm Schnitt bringt ein Weibchen, nach einer ungefähren Tragzeit von 63 Tagen, 2-3
Junge zur Welt, die ein Jahr bei ihrer Mutter verbleiben und eine lange
Entwicklungszeit aufweisen.
Zwei Junge pro Wurf sind am weitaus häufigsten. Bei der Geburt besitzen die
Jungen ein graues Fell und sind ungefähr 12 cm lang.
Nach ungefähr 30 Tagen öffnen sie die Augen, und nach ca. 2 Monaten nehmen sie
das erste Mal festes Futter zu sich. Die Jungen verbringen bis zu 3 Monate in
der Geburtshöhle. Danach verlassen sie diese und machen die ersten
Schwimmversuche. Spielerisch erlernen sie die Jagd.
Ungefähr 12 Monate bleiben die Jungen bei ihrer Mutter, bevor sie sich abnabeln.
Diese Trennung ist, wie bei allen Tieren, ein kritischer Punkt in der
Entwicklung.
Die weit verbreitete Ansicht, der Fischotter sei nachtaktiv und halte einen
Winterschlaf, ist falsch.
Fischotter sind normalerweise polyphasisch aktiv, auch tagsüber, nur in
Gebieten, wo die Störungen durch den Menschen sehr groß sind, weichen sie mit
ihrer Aktivitätsphase in die Nacht aus.
Aufgrund ihres außerordentlich dichten Fells kann der Winter den Ottern,
solange sie genügend Futter finden nichts anhaben. Zugefrorene Teiche, Seen und
andere Gewässer werden von Ottern solange genutzt, wie sie noch ein
Einstiegsloch finden, welches sie auch zum regelmäßigen Atemholen benutzen
können.
Auszug aus:
Verbreitung
und Gefährdung des Fischotters an der Südwestküste der Türkei, M.Weiss , N.
Ziegler
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