Eurasischer Fischotter (Lutra lutra)
Ökologie und Lebensraum des
Fischotters:
Der Fischotter kann als Verbindungsglied zwischen den an Land lebenden
Marderartigen und den rein aquatisch lebenden Robben und Seehunden gesehen
werden.
Der Otter in ist seinem großen Verbreitungsgebiet in den verschiedensten
Habitaten anzutreffen. Von schwach fließenden Fischgewässern, schnellen
Forellengewässern, Seen, Marschen bis hin zum Gebirge (bis zu 1.600 m), zu
Küstenregionen und vom Menschen dicht besiedelten Regionen.
Fischotter sind territoriale Säugetiere, die die meiste Zeit ihres Lebens als
Einzelgänger in ihren Revieren verbringen. Die Territorien werden mit Kot, der
mit einem Sekret zweier Drüsen unter der Schwanzwurzel versehen wird, abgesteckt
und in regelmäßigen Abständen erneuert.
Die Territorien der Otter sind sehr groß, ca. 2-10 km Uferlänge, wobei die
letztendliche Größe vom Zustand und der Produktivität des Habitats abhängt.
Territorien der Männchen sind um einiges größer als die der Weibchen und sie
können überlappen. In diesen Überlappungen kommt es dann meist zu einer erhöhten
Markierungsfrequenz. Trotz der überlappenden Reviere kommt es sehr selten zu
körperlichen Auseinandersetzungen zwischen zwei männlichen Tieren. Die Strategie
läuft eher auf Vermeidung als auf Konfrontation hinaus. Nur zur Paarungszeit
kann es zu Kämpfen um die paarungsbereiten Weibchen kommen.
Die Territorien der Weibchen mit ihren Jungen liegen oft innerhalb der
Territorien der Männchen, wobei sich die Territorien der Weibchen niemals
überlappen. Dies liegt wohl an der höheren Aggressionsbereitschaft der Weibchen,
wenn sie Junge haben. Junge bedeuten, dass mehr Nahrung herbeigeschafft werden
muss, und da die Ressourcen in den Revieren begrenzt sind, kann es sich ein
Weibchen nicht erlauben, ein anderes Weibchen, möglicherweise ebenfalls mit
Jungen, in ihrem Revier jagen zu lassen.
Innerhalb eines Territoriums werden nicht alle Bereiche gleich oft aufgesucht.
Es existieren so genannt Aktivitätszentren und periphere, uninteressantere
Bereiche.
Eine entscheidende Rolle für den weitgehend ans Wasser gebundenen Fischotter
spielt die Ausprägung und Beschaffenheit der Uferzone. Hier treffen zwei
Ökosysteme zusammen, ein terrestrisches mit einem aquatischen.
Orte, an denen zwei Ökosysteme zusammentreffen, so genannte Ökotone, sind durch
eine enorme Artenvielfalt gekennzeichnet.
In den Flachwasserbereichen findet der Fischotter all die Nahrung, die er neben
Fisch zu sich nimmt, zum Beispiel Krebse, Krabben, Garnelen, Mollusken und
Wasserinsekten, in ausreichendem Masse.
Und dies ist sehr wichtig für ihn. Diese Puffernahrung rettet den Otter über
fischarme Zeiten und gibt der Fischpopulation die Chance sich wieder zu erholen.
Auch für den erfolgreichen Beutefang sind die Flachwasserbereiche in Ufernähe
von entscheidender Bedeutung. Im tiefen Wasser ist der Otter, so schnell er sich
auch im Wasser bewegen kann, den Fischen, die in alle Richtungen abtauchen und
davonschwimmen können, unterlegen. Im seichten Wasser hingegen kann er seine
Beute, vor allem schnelle Fische, in die Enge treiben und dort überwältigen.
Eine reich strukturierte Uferzone mit viel Wurzelwerk, überhängender Vegetation,
dichten Schilfbeständen und kleinen versteckten Buchten, sind für die Errichtung
von Bauten und als Rückzugsgebiet für den Otter von großer Wichtigkeit.
Auszug aus:
Verbreitung und Gefährdung des Fischotters an der Südwestküste der Türkei,
M.Weiss , N. Ziegler
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