Zu Beginn der Zeitrechnung
wurde das Gebiet im Südosten Anatoliens, das im Norden vom Menderes, im Süden
vom Dalaman Fluss begrenzt wurde, Karien genannt. Die Einwohner bezeichnete man
als Karer und Leleger. Homer erwähnt schon in der Ilias die Karer als Einwohner
Kariens. Er gibt an, dass sie zusammen mit den Trojanern gegen die eindringenden
Hellenen kämpften.
Muğla, eine der ältesten karischen Siedlungen, konnte durch seine Entfernung vom
Meer nicht in der Art vom Außenhandel profitieren wie andere zeitgenössische
Küstenstädte, z.B. Halikarnassos und Mylasa, und war so in seiner Entwicklung
verlangsamt. Der antike Name Muğla's ist ein vieldiskutiertes Thema. Laut
unterschiedlichen Quellenangaben lautete er Mogola, Mobella oder Mobolia
angegeben.
Es sind nur wenige, die antike Geschichte Muğla's belegenden Überreste erhalten.
Die wenigen erhaltenen Stücke sind fast immer die Ergebnisse zufälliger Funde.
Die auf dem Hügel im Norden der Stadt gelegenen, kaum sichtbaren Überreste einer
Stadtmauer bezeugen aber die Benutzung dieses Hügels als Akropolis. Zwei in der
Stadt befindliche Inschriften, belegen die Zugehörigkeit des Bezirkes zum
Herrschaftsbereich Rhodos' im 2. Jahrhundert vor Christus.
Im 13. Jahrhundert. v.Chr.. Nach der Eroberung Anatoliens durch Ramses II. wurde
Karien von den Ägyptern beherrscht. Als Folge der Niederlage der anatolischen
Volksstämme im trojanischen Krieg, ließen sich 1000 v.Chr.. Dorer an der
südlichen Meeres küste nieder. 546 v.Chr. nach der Gefangennahme des lydischen
Königs Krösus durch die Perser, wurde Karien dem persischen Reich zugeschlagen,
und setzte sein Dasein als persischer Satrap (Gouvernement), unter der
Herrschaft von Königen aus dem eigenen Adel fort.
334 vChr. nahm Alexander der Große, der Küstenlinie folgend, nach Halikarnassos
(Bodrum),
Mugla ein. Nach dem Rückzug Alexanders aus Anatolien erlebte Mugla eine Zeit
großer politischer Verwicklungen und Unsicherheit.
188 vChr. durch die Hilfe Roms unter die Herrschaft Pergamons gestellt fiel es,
inklusive aller seiner Ländereien, zusammen mit dem ganzen Königreich Pergamon,
133 vChr. nach dem Tod des Königs Attalos III., an Rom. Mugla erhielt den Status
einer römischen Provinz. Nachdem es durch die Hände vieler Generäle und Tyrannen
gegangen war, fiel es 395 nChr., nach der Teilung des römischen Reiches, an
Ostrom (Byzanz).
Als im Jahr 800 nChr. mit der Ankunft des Abessidenkalifs HarunalRaschid, die
Vorherrschaft Byzanz' ein Ende findet, beginnt die Zeit erster islamischer
Aktivitäten.
Nach dem Krieg von Malazgirt 1071 ,beginnt ein Zeitalter rascher Türkisierung
Anatoliens. Einiger Quellen zufolge beginnt der Einfluss Sultan Süleymans im
Jahre 1074 nChr.
Als das Gebiet im Jahre 1284, verbunden mit dem Niedergang des
Seldschukenreiches, in die Hände des Kriegsherrn Mentese Bey fällt, trägt es
eine Zeitlang den Namen Mentese. Unter der Herrschaft des letzten Mentese Emirs
Ilyas Bey (13901391) ,wird es von Yildirim Beyazit erobert und nach der
Besetzung durch Timur, fällt es im Jahre 1424 in die Hände der Osmanen. Hiermit
beginnt für Mugla die Zeit türkischer Herrschaft.
MUGLA MUSEUM
Das Direktorat des Museum Mugla befindet sich hinter dem Gerichtsgebäude
(Adliye), in den Mauern des alten Gefängnisses. Die, im Jahr 1992 im Dorf Özlüce
auf dem Kaklıca Hügel, durchgeführten Grabungen, erbrachten eine große Anzahl
von fossilen Tieren und Pflanzen. Mit der Ausstellung dieser Fossilien öffnete
das Museum Mugla im Februar 1994 seine Pforten für Besucher.
Die im Museum ausgestellten fossilen Überreste gehören zu Lebewesen, die vor 59
Millionen Jahren gelebt haben. Sie bevölkerten den damaligen Kontinent von
Ostasien bis Spanien und sind seither ausgestorben. Die ersten Überreste dieser
Art wurden in Spanien gefunden und dem genannten Zeitalter zugeordnet.
Die Ausgrabungen brachten versteinerte Teile von vorzeitlichen Giraffen,
Schuppentieren, Rhinozerossen, Wildschweinen, Urpferden u.a. zutage. Zugleich
fand man auch eine große Zahl fossiler Pflanzen. Ein Teil davon ist in der
naturgeschichtlichen Abteilung des Museums zu finden.
Außerdem befindet sich hier eine zweite, ethnographische Abteilung. Dort werden
altertümliche, aus dem Gebiet Mugla stammende Gebrauchsgegenstände und
Bekleidungsstücke ausgestellt.
Die sich momentan im Depot des Museums befindlichen, antiken Ausstellungsstücke
sollen bald die Altertumssektion ergänzen.
STRATONIKEIA
Die antike Stadt Stratonikeia befindet sich im Bezirk Yatağan, 67 km westlich
der Strasse von Yatağan/Milas im Dorf Eskihisar. Die Stadt wurde im 3.
Jahrhundert. vChr. gegründet. Der syrische König Seleukos I. übergab sie dem
Sohn seiner Frau Stratonike, Antiochus. Dieser benannte die Siedlung nach seiner
Stiefmutter und späteren Frau.
Reiseschriftstellern der Antike zufolge, wurde die Stadt der Herrschaft Rhodos'
unterstellt. Den genauen Zeitpunkt geben sie jedoch nicht an. Sie soll großzügig
und sehr reich ausgestattet gewesen sein. Überlieferungen zufolge verlor Rhodos
die Stadt, um sie aber 197 vChr. wiederzugewinnen. Die Herrschaft von Rhodos
endete endgültig mit der Entscheidung des römischen Senats, Karien die
Unabhängigkeit zu verleihen (167 vChr.) 88 vChr. ging die Stadt an Mithridates.
40 vChr. begannen die Bemühungen des Parzerkönigs Labienus um die Stadt. Bei
Ausgrabungen gefundene Münzen belegen die Unabhängigkeit von Rhodos, da die
stratonikäische Münzpresse ab 167 vChr. mit der Herstellung eigener Münzen
beginnt und das auch bis in die Zeiten von Gallienus (253268 vChr.) fortführt.
Die Akropolis der Stadt (Befestigungsanlage) befindet sich auf dem im Süden
gelegenen Hügel. Rings um diesen Hügel befand sich ein Ring von Schlössern. Im
Norden, auf einer am Hang gelegenen Terrasse (jetzt direkt an der Strasse
gelegen), springen die Überreste eines kleinen Tempels ins Auge, der, dortigen
Inschriften zufolge, der Anbetung des Kaisers diente. Darunter liegt ein großes
Theater. Die Rundung wird von 9 Treppenaufgängen unterteilt und hat nur ein
Diazoma. Die Reste der Bühnenbauten konnten zum großen Teil durch Ausgrabungen
erhalten werden.
Die Stadt lag unter dem, in der Neuzeit verlassenen, Dorf Eskihisar.
Die alten mächtigen Stadtmauern sehen heute nur noch nach unbedeutenden Resten
aus. In der Südostecke der Siedlung sehen wir aber die Ruinen einer mächtigen
Festung. Das Bollwerk war zum größten Teil aus mit Kalk vermischten Zement und
Steinen erbaut. Die einzelnen Schichten sind sehr sorgfältig aufeinander gelegt,
doch wurden bei Ausbesserungsarbeiten auch die Steine anderer Bauten oder
Säulenbasen verarbeitet.
Das Haupttor auf der Nordseite war aus großen Quadern erbaut, die mit flachen,
kleinen Steinmauern verbunden waren.
Die Ansätze eines Gewölbes über dem Tor sind noch zu erkennen. Das Tor hatte
einen Doppeleingang. Zwischen den Teilen befand sich ein Nymphaion. Dahinter
befindet sich ein Säulenbestandenes Feld auf dem die Straßenanlagen noch gut zu
erkennen sind.
In der Mitte der Stadt springt sofort das Bouleuterion ins Auge, das hier, wie
auch im antiken Griechenland zur Versammlung des Stadtrates diente. Es sieht aus
wie ein verkleinertes Theater. Die westlich des Gebäudes stehende Tür war der
Eingang. Es wurde lange angenommen, dass sie zum Serapis Tempel gehörte.
Inschriften belegen aber die Unrichtigkeit dieser Annahme. Auf der nach Süden
sehenden Wand des Bouleuterion finden wir eine Preisliste des Diokletianus und
dazugehörende Ausführungen in lateinischer Schrift. Der untere Teil des Gebäudes
besteht aus Sitzreihen.
Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Agora (Marktplatz) westlich des
Bouleuteriums befunden haben, können wir annehmen, dass sich die Preisliste und
die bei Ausgrabungen gefundenen Säulenreste, auf einer Gasse in unmittelbarer
Umgebung der Agora und des Bouleuterions befunden haben.
Im Westen der Stadt befand sich das, in der römischen und griechischen Antike
zur Leibes und Geisteserziehung verwandte, Gymnasium. Die Palaistra des
Gymnasiums wird durch eine Exedra geteilt, und bildet so rechts und links je
zwei Räume.
An den Rändern, der beim Stadttor beginnenden Heiligen Strasse, befinden sich
Kammergräber. Die heilige Strasse führt vom Tor an der Nekropole vorbei zum
Heiligtum der Hekate in Lagina. Die erwähnte Nekropole ist bedauerlicherweise
beim Braunkohleabbau verloren gegangen.
Die Ausgrabungen in Stratonikeia werden unter der Leitung von Prof. Dr.
M. Çetin Şahin weitergeführt. Ausgegrabene Fundstücke
werden im Hof der Ausgrabungshütte ausgestellt.
LAGINA
Lagina mit dem Heiligtum der Hekate, befindet sich in der Provinz Mugla, Bezirk
Yatağan, in den Ortsgrenzen der Gemeinde Turgut. Neben dem sich auf der Strasse
von Yatağan nach Milas befindlichen Thermalkraftwerk, führt eine Strasse nach
rechte, auf der man nach 9 km die Ruinen von Lagina erreicht.
Bei den Karern als wichtige Kultstätte verehrt, reichte Lagina's Ruhm unter dem
Namen Leyne bis in die Neuzeit.
Lagina's Ruhm unter dem Namen Leyne bis in die Neuzeit.
Letzte Untersuchungen haben ergeben, dass der Bezirk vom Bronzezeitalter (3000
v.Chr.) an, ohne Unterbrechung besiedelt war. Die Könige von Seleukos machten
durch große architektonische und straßenbauliche Maßnahmen, das Heiligtum von
Lagina zum religiösen; das 11 km entfernte Stratonikeia hingegen, zum
politischen Zentrum.
Wie wir von Inschriften auf den Wänden der Bouleuterien von Lagina und
Stratonikeia erfahren konnten, waren die Städte durch eine heilige Strasse
miteinander verbunden. Bei religiösen Veranstaltungen an besonderen Feiertagen,
wurde der Schlüssel des Tempels über diese Strasse von Lagina nach Stratonikeia
getragen.
Die Göttin Lagina's, Hekate, war die Enkelin der Titanen Kaios und Phoibe. Ihr
Vater ist Perses, ihre Mutter Asteria. Asteria und Leto sind
Zwillingsschwestern. Sie ist durch Verwandtschaft eng mit Apollon und Artemis
verbunden.
Als anatolische Gottheit hatte Hekate Macht über Luft, Wasser und Land. Deshalb
wurde ihr Körper manchmal als einteilig, generell aber dreiteilig, zumindest
aber dreiköpfig dargestellt. Auch war ihr die Schlüsselgewalt über die Tür zur
Unterwelt, dem Hades gegeben. So war sie auch Herrin der Friedhöfe. Ihr galten
die Grabfeierlichkeiten und ihr wurden die Seelen der Toten übergeben. Als
Herrscherin über Grabgespenster, Untote und Geister, hatte sie die Macht, diese
auf die Menschen loszulassen, aber auch sie vor ihnen zu schützen. Hexenkunst,
schwarze Magie und Zauberei waren ihr Metier und Hexen und Zauberer ihre
Priester. Ihre Zeichen und Symbole sind Hündinnen, Wölfinnen, Stuten, Schlangen,
Äxte, Dolche, Schlüssel, Fackeln, Schüsseln und die Mondsichel.
Im Heiligtum von Lagina befanden sich ein Propylon (zur Anbetung gedachter
Eingangsbereich), daran anschließend eine Heilige Strasse, die zum Altar führte
(Opferstelle und Verkündigungsplatz), ein Peribolos (eine, die heilige Stätte
umschließende Mauer), ein dorischer Säulengang (Stoa) und ein Hekatetempel.
Die heilige Stätte umschlossen zwei Meter hohe Mauern, die zugleich die
Rückseite der Stoa bilden und die heute noch erhalten sind. Das Eingangsgebäude
besaß drei Türen; die am Westende von vier ionischen Säulen getragene Apsis, war
durch eine Tür mit der Stoa verbunden.
Die vom Propylon zum Altar führende Strasse wurde durch zehn Treppenaufgänge
unterteilt.
Der Tempel befand sich in der Mitte der heiligen Stätte auf einer Plattform, die
von attischionischen Säulen getragen, und von fünf Treppen umgeben war. Der
Tempel wurde, als Pseudo Dipteros angelegt, mit 8x11 Säulen, im korinthischen
Stil errichtet. Im Pronaos befinden sich zwei ionische Säulen.
Die in Lagina durchgeführten Ausgrabungen gewinnen an Bedeutung, da sie die
ersten archäologischen Ausgrabungen sind, die von türkischen Fachleuten geleitet
wurden, und werden. Sie wurden damals von Osman Hamdi Bey und Halit Ethem Bey
begonnen. Die im Jahre 1993 angefallenen Restaurationsarbeiten und Ausgrabungen
wurden unter der Leitung des Museums Mugla, von Ahmet TIRPAN, Städtebau
Archäologe, ausgeführt.
Die Friese des Tempels wurden von Osman Hamdi Bey nach Istanbul ins
Archäologische Museum überführt, wo sie immer noch zu sehen sind. Die Friese
sind viergeteilt und behandeln folgende Themen : im Osten Szenen aus dem Leben
des Zeus, im Westen der Kampf der Titanen gegen die Götter, im Süden eine
Versammlung karischer Gottheiten und im Norden den Amazonenkampf.
SEDIR INSEL
Die in den Grenzen des Bezirks Ula, genauer : im Golf von Gökova liegende Insel
"Sedir" ist, sowohl vom archäologischen, wie auch vom naturästhetischen
Standpunkt, der attraktivste Punkt des Kulturtourismus der Provinz. Man kann die
Insel entweder von Gökova - Akyaka oder von Çamlıköy aus mit dem Boot erreichen.
Die aus großen regelmäßig behauenen Quadern errichtete Stadtmauer und ihre
Befestigungstürme, der Apollo Tempel und die später an seiner Stelle gebaute
Kirche; das wunderbar erhaltene Theater und die Ruinen der Agora geben der
Insel, mit ihrem antiken Hafen große archäologische Bedeutung.
Besondere Beachtung findet der, für die hiesige Gegend ungewöhnliche Sand und
seine Zusammensetzung.
Das im Meerwasser vorkommende aber auch im hiesigen Süßwasser zu findende
Karbonat, hat sich ringartig um jedes Sandteilchen gelegt, wurde dort mit Oolit
angereichert und bildet so einen Sand, den man Pizolit nennt. Das im Bezirk Ula
häufig vorkommende Karbonat wird mit den Wellen an den Strand gespült, verbindet
sich dort mit Sandteilchen und wir von der Bewegung des Meeres rundgeschliffen.
Dieser Prozess ist ausgesprochen ungewöhnlich, und sonst nirgendwo in Anatolien
anzutreffen. Durch die Seltenheit und Langwierigkeit des Prozesses ist es
unmöglich, den bislang auf verschiedenen Wegen abhanden gekommenen Sand
aufzufüllen, bzw. zu ersetzen.
Das Vorhandensein dieses Sandes wurde oft der berühmten ägyptischen Königin
Kleopatra zugeschrieben. Aus diesem Grunde heißt die Insel im Volksmund auch
"Kleopatra – Insel."
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